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Sonja Batkina erzählt über Frau Evelyn Tannenberg...
Ist es Ihnen, meine Freunde, schon mal passiert, sich absolut hilflos, fassungslos, verloren
im Ozean der zum ersten Mal gehorten Geräusche und Worter zu fühlen, ohne etwas
zu verstehen? Ist dieser Zustand Ihnen bekannt? Wenn nicht, dann sind Sie eine glückliche
Ausnahme. Wenn ja, dann haben Sie schon verstanden, dass es um uns geht, um diejenigen, die
nach Deutschland genauso wie ich ohne Deutschkenntnisse gekommen sind. Noch zu Hause, in der
Ukraine war ich sicher, dass ich in kurzer Zeit, so ungefähr in 3-4 Monaten, eine völlig
unbekannte Sprache sprechen kann. Zu meiner Scham muss ich gestehen, dass nachdem ich die ersten
3 Jahre in Schwerin gelebt hatte und den Deutschsprachkurs CDI, der zu Recht als seriös
angesehen wird, mit hervorragendem Ergebnis absolviert hatte, ich "sprachlos und taub" blieb
und verzagt war. Dann hatte ich plötzlich gehort, dass es beim "Kontakt" Deutschkurse gibt,
die eine Deutsche durchführte. "Also muss ich mich entscheiden!" hatte ich zu mir gesagt
und Anfang September 2001 hatte ich zum ersten Mal die schlanke, elegante, lächelnde,
nette Frau mit dem aufmerksamen, forschenden Blick gesehen. So ist sie, Frau Evelyn Tannenberg!
Seitdem sind schon 5 Jahre vorbei. Vieles hat sich in dieser Welt verandert, ich bin auch
anders geworden. Ich bin jetzt selbstsicher, kann mich uber jedes Thema unterhalten, habe
gute Kenntnisse in der deutschen Grammatik, Interesse zur deutschen Kultur, zum Alltagsleben,
die mich umgeben. Nein, ich bin hier nicht die Einheimische geworden, aber jetzt fuhle ich mich
hier nicht mehr fremd.
Während ich mit unserer Evelyn Umgang hatte, verstand ich, wie
wichtig es ist, die Sprache zu beherrschen, sich zu bemühen, nicht zu stammeln und
zustottern, an der Aussprache zu arbeiten, die Sprache zu hören, ihre Besonderheiten zu
erlernen, die Eindrücke über das Gehörte und Gelesene auszutauschen. Frau
Tannenberg möchten wir immer unsere Freude und unseren Kummer anvertrauen, weil sie
immer aufmerksam, interessevoll zu unserem Leben ist. Sie lobt uns, weist uns zurecht, fühlt
mit uns mit. Und wie auch bitter es auf der Seele ist, wir wissen genau, dass wir die Seele
auftauen und warmen können, weil neben uns nicht nur eine ausgezeichnete Lehrerin ist,
sondern auch ein gutherziger, wunderschoner Mensch, den wir alle lieben.
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